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Auf und ab beim Wetter – was bedeuten die Extreme für die Wasserwirtschaft? HAMBURG WASSERreport 2025 vorgestellt

Nach zwei nassen Jahren infolge liegt das hydrologische Jahr 2024/2025 mit 746 Millimeter Regen leicht unter dem langjährigen Mittelwert (1991–2020) von 770 Millimetern. Die Verteilung des Regens im Jahresverlauf war hingegen alles andere als durchschnittlich. Mehr als die Hälfte des Jahresniederschlags (394 Millimeter) fiel in nur drei Monaten. Die monatlichen Regenmengen schwankten extrem: von lediglich fünf Millimeter im Februar bis 148 Millimeter im Juli. Extrem trockene Phasen und extrem nasse Phasen wechselten sich ab. Was das für die Grundwasserstände bedeutet und wie sich die Wasserwirtschaft auf Wetterextreme einstellen muss, zeigt der neue Wasserreport von HAMBURG WASSER. Arnd Wendland, Leiter der Werke von HAMBURG WASSER, stellte ihn heute im Wasserwerk Curslack vor. Angesichts des Klimawandels, wachsender Städte und steigender Nutzungskonkurrenzen in sommerlichen Trockenphasen braucht es tragfähige Strategien zum nachhaltigen Management von Wasserressourcen. Ein zentraler Baustein für HAMBURG WASSER: der gezielte Ausbau der maximalen Trinkwasserspitzenabgabe auf 500.000 Kubikmeter pro Tag bis 2030. Weitere Maßnahmen solcher Wasserresilienz-Strategien stellte Dr. Tim aus der Beek vor, der die Situation in Hamburg auch mit Blick auf andere Regionen in Deutschland einordnete.

Kernbotschaften

• Durchschnittliche Regenmenge, trockenes Winterhalbjahr: Grundwasserstände im Bereich üblicher Schwankungen
• Herausforderungen Klimawandel und wachsende Stadt: Ausbau der Spitzenabgabe bis 2030
• Experte: kein dauerhaftes Verfügbarkeitsproblem, aber Nutzungskonkurrenzen in Trockenphasen besser managen

Trotz einer eher durchschnittlichen Regenmenge war das hydrologische Jahr 2024/2025 geprägt von Extremen, denn die monatlichen Regenmengen schwanken zwischen 148 Millimeter im Juli und lediglich 5 Millimeter im Februar. Zudem erreichten sieben Monate markante Werte: Mit November, Juli und Oktober gehören drei Monate zu den 10 Prozent regenreichsten ihrer Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Mit Februar und März gehören wiederum zwei Monate zu den 10 Prozent trockensten ihrer Monate, August und September noch zu den 20 Prozent trockensten ihrer Monate seit 1881. „Nachdem die regenreichen letzten Jahre die Grundwasserleiter gefüllt haben, hat sich der zuvor anhaltende Aufwärtstrend verlangsamt. Die Grundwasserstände bewegen sich aktuell seitwärts mit leicht rückläufiger Tendenz“, erläutert HAMBURG WASSER-Werkeleiter Arnd Wendland. „Insbesondere das für die Grundwasserneubildung wichtige Winterhalbjahr war 20 Prozent trockener als die Referenzperiode 1991–2020.“

Grundwasserstände auf durchschnittlichem Niveau

Das trockene Frühjahr macht sich unterschiedlich im Grundwasser bemerkbar. In flachen Messstellen ist nach einem Anstieg im nassen November 2024 ein Absinken der Grundwasserstände zu beobachten, das durch den einsetzenden Regen im Frühsommer gebremst wird. Im mitteltiefen Grundwasser baut sich zunächst die „Regenwelle“ aus dem letzten Jahr ab, bevor es mit größerer Verzögerung auf das trockene Frühjahr reagiert. Zum Ende des hydrologischen Jahres nähern sich die Grundwasserstände wieder dem Monatsmittelwert an. Noch träger reagiert das Grundwasser im tiefen Grundwasser. Dort zeigt sich ab Anfang 2025 eine Stagnation des Aufwärtstrends und gegen Ende des hydrologischen Jahres im Oktober eine leichte Abflachung der Grundwasserganglinie. Insgesamt bewegen sich die Grundwasserstände im Bereich üblicher Schwankungen.
Wenn es nicht verdunstet, abfließt oder von der Vegetation gebraucht wird, sickert Regenwasser durch verschiedene Boden- und Gesteinsschichten, bis es grundwasserführende Schichten erreicht. Grundwasserleiter sind Gesteinskörper mit fließendem Grundwasser und hydraulisch komplexe Systeme mit lokalen und regionalen Unterschieden. Ihre Grundwasserstände unterliegen natürlichen Schwankungen, die im Jahresverlauf erheblich sein können. Sie reagieren unterschiedlich schnell auf Witterungseinflüsse. Generell gilt: Je tiefer ein Grundwasserleiter im Untergrund liegt, desto länger ist üblicherweise die Reaktionszeit auf Regengeschehen oder längere Trockenphasen.

Trinkwasserversorgung zukunftssicher aufstellen

Die Temperaturen waren im Jahresverlauf 2024/2025 nahezu durchschnittlich. An sechs Tagen im Juni, Juli und August kletterte das Thermometer auf über 30 Grad Celsius. Spitzenreiter war der 2. Juli mit 35,3 Grad Celsius. An diesem und am Vortag erreichte auch die Trinkwasserabgabe Spitzenwerte mit 417.797 Kubikmetern und 413.758 Kubikmetern.

Das Muster, das sich im abgelaufenen hydrologischen Jahr zeigt, könnte sich durch die Folgen des Klimawandels künftig verstärken: Anstatt gleichmäßig über das Jahr verteilt, regnet es heftiger in kürzeren Phasen. Niederschlag und längere Trockenperioden wechseln sich ab. „Solche Extreme fordern uns als Trinkwasserver- und Abwasserentsorger gleich doppelt“, führt Wendland aus. „Zum einen muss Regenwasser auch im Starkregenfall bestmöglich abgeleitet werden. Zum anderen muss Trinkwasser auch dann ausreichend verfügbar sein, wenn der Wasserbedarf in sommerlichen Trockenphasen besonders hoch ist. Auch angesichts einer wachsenden Stadt bedeutet das für uns, die Infrastruktur weiter anzupassen, damit wir die Menschen in Hamburg auch in Zukunft zuverlässig mit Trinkwasser versorgen können.“

Generell ist die Verfügbarkeit von Wasser in Deutschland kein Problem, Engpässe treten meist nur regional und temporär auf“, ergänzt Dr. Tim aus der Beek, Bereichsleiter für Wasserressourcen-Management am Institut für Wasserforschung in Mülheim an der Ruhr (IWW). „Die Herausforderungen liegen viel mehr im Rückhalt von Wasser im feuchten Winterhalbjahr, um es in den Sommermonaten nutzen zu können. Dafür braucht es kluge Resilienzkonzepte, die das Wasserressourcen-Management stärker in den Blick nehmen“, fordert aus der Beek und erläutert weiter: „Dazu sollten Maßnahmen der Nationalen Wasserstrategie umgesetzt werden, wie beispielsweise die transparente Erhebung von Wasserdargeboten und -entnahmen aller Nutzungsgruppen. Bislang sind in vielen Bundesländern nur die Trinkwasserversorger zu einem engmaschigen Monitoring verpflichtet. Auf Grundlage eines solchen besseren und umfassenden Monitorings ließe sich auch die Wasserrechtsvergabe sicherer gestalten, die die rechtliche Vorrangstellung der Trinkwasserversorgung berücksichtigt – ein wichtiger Beitrag zur Versorgungsresilienz.“

Zielgerichteter Ausbau der Speicherkapazität im Wasserwerk Curslack

Bis 2030 und darüber hinaus erwartet HAMBURG WASSER aufgrund der Klimawandelfolgen und des Bevölkerungswachstums einen Anstieg sowohl des jährlichen Gesamtverbrauchs als auch des Tagesspitzenbedarfs. Um die Versorgungssicherheit unter diesen Bedingungen zu gewährleisten, plant das Unternehmen die maximale Tagesförderung der Wasserwerke gezielt auszubauen – von derzeit rund 460.000 auf künftig 500.000 Kubikmeter pro Tag. Der Ausbau erfolgt innerhalb der bestehenden Infrastruktur, ohne den Bau neuer Werke. Beispielhaft dafür ist der Bau eines neuen Speicherbehälters mit einer Kapazität von 25.000 Kubikmetern auf dem Gelände des Wasserwerks Curslack. „Damit stellen wir die Weichen, angesichts prognostizierter längerer Trockenphasen und der wachsenden Stadt, Hamburgs Trinkwasserversorgung auch in Zukunft zu sichern“, so Wendland abschließend.

Das hydrologische Jahr 2024/2025 in Zahlen

• 746 mm Niederschlag im hydrologischen Jahr 2024/25 – knapp unter dem langjährigen Mittel 1991–2020 mit 770 mm
• Rekordregen im November: 126 mm statt 61 mm (10 % nasseste seit 1881)
• Rekordregen im Juli: 148 mm statt 82 mm (10 % nasseste seit 1881)
• Rekordregen im Oktober: 119 mm statt 63 mm (10 % nasseste seit 1881)
• Rekordtrockenheit im Februar: 5 mm statt 55 mm (10 % trockenste seit 1881)
• Rekordtrockenheit im März: 12 mm statt 57 mm (10 % trockenste seit 1881)
• 6 Hitzetage (>30°C), davon ein Wüstentag (>35°C) am 2. Juli mit 35,3 °C
• 2 Starkregen der Kategorie „außergewöhnlich“ (SRI 7) und „extrem“ (SRI 8): 22. + 23. Juli
• 2 Spitzenabgabetage: 1. Juli mit 417.797 m³ und 2. Juli mit 413.758 m³ Trinkwasser

Downloads

HAMBURG WASSERreport 2025

Aus_der_Beek_und_Wendland_in_der_neuen_Pumpenhalle_HW_Ebert

Dr. Tim aus der Beek, Bereichsleiter für Wasserressourcen-Management am Institut für Wasserforschung in Mülheim an der Ruhr (IWW), und Arnd Wendland, Bereichsleiter Werke bei HAMBURG WASSER besichtigen den im Bau befindlichen Reinwasserbehälter am Wasserwerksstandort in Curslack.

Aus_der_Beek_und_Wendland_praesentieren_neuen_Wasserreport_HW_Ebert

Dr. Tim aus der Beek, Bereichsleiter für Wasserressourcen-Management am Institut für Wasserforschung in Mülheim an der Ruhr (IWW), und Arnd Wendland, Bereichsleiter Werke bei HAMBURG WASSER stellen den Wasserreport 2025 vor.

Pumpenhalle_im_neuen_Reinwasserbehaelter_HW_Ebert

Blick in die Pumpenhalle des neuen Reinwasserbehälters am Wasserwerk Curslack

Reinwasserbehaelter_Curslack_im_Bau_1_HAMBURG_WASSER

Der neue Reinwasserbehälter am Wasserwerk Curslack bietet 25.000 Kubikmeter Speicherraum.

Ihre Ansprechpartnerin

Nicole Buschermöhle

Billhorner Deich 2

20539 Hamburg

Tel.: 040 78 88 88 222

E-Mail: presse@hamburgwasser.de

Portrait Nicole Buschermöhle, Pressesprecherin HAMBURG WASSER