Seit 2005 arbeiten Wasserversorger, Land- und Forstwirtschaft sowie Behörden im niedersächsischen Trinkwassergewinnungsgebiet Nordheide erfolgreich zusammen, um die Qualität des Grundwassers langfristig zu sichern.
Anlass für die Gründung der Kooperation waren erhöhte Nitratkonzentrationen im Grundwasser – insbesondere im Bereich landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen. Sie lagen zu Beginn der Kooperation bei 47 Milligramm pro Liter. Heute beträgt die durchschnittliche Konzentration nur noch 23 Milligramm pro Liter und liegt damit deutlich unter dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter.
Kooperation statt Konfrontation
Das Niedersächsische Kooperationsmodell zum Trinkwasserschutz setzt auf Dialog statt Verbote. Unter dem Motto „Kooperation statt Konfrontation“ wurde ein runder Tisch etabliert, an dem Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Forstwirtschaft, Naturschutz und Verwaltung gemeinsam gebietsspezifische Schutzkonzepte erarbeiten.
Sie verbindet der gemeinsame Wunsch, zusammen tragfähige Lösungen für eine langfristig nachhaltige Wasser- und Landwirtschaft zu erarbeiten. Ziel ist es, durch fachliche Beratung und freiwillige Vereinbarungen stoffliche Einträge ins Grundwasser wirksam zu reduzieren – ohne pauschale Einschränkungen.
Mehr als 150 Betriebe im Projekt
Ein Kooperationsausschuss mit 15 Mitgliedern – darunter sieben aus der Landwirtschaft, Vertreter der Forstwirtschaft, des Naturschutzes und der Wasserwirtschaft – steuert die inhaltliche Arbeit. HAMBURG WASSER übernimmt hierbei die Rolle der Kooperationsgeschäftsführung und führt die gemeinsamen Beschlüsse des Ausschusses durch.

Im Projekt sind 164 landwirtschaftliche Betriebe, drei Forstinstitutionen sowie die VNP Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide beteiligt. Es setzt auf freiwillige Maßnahmen – von Zwischenfruchtanbau bis Waldumbau. Und das zeigt Wirkung.
Weniger Stickstoff, weniger Nitrat
Zu Beginn der Kooperation im Jahr 2005 lag der durchschnittliche betriebliche Stickstoff-Bilanzsaldo außerdem bei über 75 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Das bedeutet, dass jährlich mehr Stickstoff im System verbleibt, als über die Abgabe von Ernte oder tierischen Produkten abgefahren wird– ein Risiko für das Grundwasser. Heute liegt dieser Wert bei nur noch 19 Kilogramm pro Hektar, was eine erhebliche Reduktion und ein grundwasserschonendes Niveau darstellt.
Besonders erfreulich ist die Entwicklung der Nitratwerte im Grundwasser. Sie betragen heute nur noch 23 Milligramm pro Liter und sind damit nur halb so hoch wie noch vor 20 Jahren.
Gezielter Anbau und genaue Düngung
Mit passgenauen Lösungen konnten die Einträge in der Nordheide deutlich verringert werden. Wie funktioniert das im Detail? Ein wichtiger Schlüssel ist das Angebot einer Gewässerschutzberatung, die den Betrieben Verfahren zur grundwasserschonenden Bewirtschaftung vermittelt.

Hinzu kommt die Umsetzung von konkreten Maßnahmen, wie die mechanische Bekämpfung von Beikräutern oder ein gezielter Anbau von Zwischenfrüchten, um Einträge in das Grundwasser zu verringern.
Wie geht es mit der Kooperation weiter?
Die Herausforderungen bleiben: Neue Stoffe wie Trifluoracetat (TFA) – ein persistentes Abbauprodukt aus Pflanzenschutz- und Kältemitteln – stellen die Kooperation vor neue Aufgaben. TFA ist besonders mobil im Boden und schwer abbaubar, was langfristige Risiken für das Grundwasser birgt.
Das Thema Pflanzenschutz bleibt also auch weiterhin wichtig. Der Fokus liegt auf intelligenten Pflanzenschutztechniken, Förderprogrammen, Arbeitskreisen zur Hybrid-Landwirtschaft und Vernetzung mit weiteren Projekten.
Aber auch der Umgang und die Nutzung des Grundwassers wird immer wichtiger. Der Erhalt des Landschaftswasserhaushalts und die langfristige Verbesserung der Grundwasserneubildung sollen künftig fokussiert werden.