Das sind die Ergebnisse
Fast ein Drittel der Befragten (31 Prozent) greift gern zu feuchtem Toilettenpapier. Besonders beliebt ist es bei 18- bis 39-Jährigen (37 %). Am wenigsten beliebt ist es bei den über 60-Jährigen, hier gibt ein Fünftel an, es zu benutzen. Etwa 5 % gibt der Befragten gibt außerdem an, regelmäßig auch Baby- oder Abschmink-Feuchttücher über die Toilette zu entsorgen. In einer Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern kommt dabei eine erhebliche Menge zusammen.
Das Problem: Verzopfung und Verstopfung
Mit Blick auf eine reibungslose und zuverlässige Abwasserentsorgung stellt die Entsorgung feuchten Toilettenpapiers und von Feuchttüchern über die Toilette ein Problem dar. Im Gegensatz zu trockenem Toilettenpapier, das aus Zellulose besteht, sind sie meist aus Vlies gefertigt.
Diese robusten Textilfasern verbinden sich in den Abwasserleitungen miteinander und bilden zusammen mit anderen Dingen wie Haaren, Zahnseide oder Kondomen sogenannte Verzopfungen. Diese verfangen sich in den Abwasserpumpen und verstopfen sie, was die reibungslose Abwasserentsorgung beeinträchtigt und zu Beseitigungs- und Reparatureinsätzen führt.
Was bedeutet das für Hamburg?
Seit 2008 steigt die Zahl der Einsätze zur Beseitigung solcher Verstopfungen. 2021 erreichte sie mit rund 460 Einsätzen den Höchststand. Auch wenn die Zahlen zuletzt etwas zurückgingen, rechnet HAMBURG WASSER für 2025 mit rund 200 Einsätzen. Allein in den letzten zehn Jahren entstanden Kosten von rund zwei Millionen Euro.
Was landet noch im Klo?
Neben Feuchttüchern entsorgen viele Menschen auch Haare (25 Prozent), Zahnseide (7 Prozent), Wattestäbchen (5 Prozent) oder sogar Lebensmittelreste (50 Prozent) über die Toilette. Das erhöht das Risiko für Verstopfungen, kann Schädlinge wie Ratten anziehen und Belastet die Kläranlage unnötig zusätzlich.
Feuchttücher: Was läuft schief im Abfluss? – Podcast 33 Badewannen
Feuchttücher gehören nicht ins Klo und doch landen sie dort täglich. Was das für die Anlagen und Pumpen im Abwassersystem bedeutet, bespricht Sebastian in dieser Folge mit Christoph Ewert, Leiter der Betriebstechnik, und Marco Meyer, Experte für Pumpenreinigung.
Sebastian:
Marco, wie kann ich mir das denn vorstellen, wenn so ein feuchtes Toilettenpapier in den Kanal kommt?
Marco:
Ja, im ersten Moment passiert nicht viel, also es spült sich halt runter in den Kanal, läuft dann meistens durch den freien Abfluss durch die Stadt. Aber dadurch, dass wir sehr groß sind, läuft es dann in Anlagen, wo es zwischengespeichert wird, in die Pumpwerke. Dort sind Pumpen drin. Dieses Papier wird angesaugt und kann aber nicht weg, weil das ist einfach zu viel auf einem Haufen ist, weil ja ein paar mehr Leute das benutzen und es sammelt sich. Und dadurch kann es einfach nicht mehr weggefördert werden und die Pumpe bliebt im Endeffekt einfach stehen und kann dadurch kaputt gehen.
Sebastian:
Und sag mal, ihr reinigt ja die Pumpen. Das heißt, man nimmt die dann, muss die dann wahrscheinlich komplett auseinandernehmen oder gibt es da auch irgendwie so ein Spezial-Rohrreiniger oder irgendwas, wo ihr dann sagt, da könnt ihr auch von außen ran?
Marco:
Also mit Chemie arbeiten wir gar nicht. Wir arbeiten wirklich mit normaler körperlicher Kraft und mit Luft und Wasser. Also wir saugen die Feststoffe weg, das was alles geht und teilweise, wenn es in den Pumpen drin ist, dann werden die Pumpen mit einem Kran oder mit einer Winde gezogen und müssen dann tatsächlich erst aufgeschraubt werden und dann müssen dort die Tücher entfernt werden. Teilweise ist das eine Arbeit, die einfach nicht zur normalen Arbeit dazugehören würde, die aber gemacht werden muss.
Sebastian:
Marco, du hast gerade im Vorgespräch auch erzählt, ihr seid ja auch manchmal wochenends unterwegs, dann wenn es dann zu einem Störfall kommt, dann muss das so schnell passieren, dass man auch nicht auf den nächsten Werktag warten kann.
Marco:
Ja, das ist so, dass man Anlagen hat, wo halt Feuchttücher oder Feuchtpapier drin ist. Die Pumpe hat sich das angesaugt, kann kein Wasser weg fördern, weil es sozusagen wie so ein Pfropfen verstopft ist. Dann läuft das Abwasser schon über. Und wenn es überläuft, das nennen wir Überläufer, ja, dann heißt das losfahren und saugen, saugen und sauber machen. Der Kollege vor Ort hilft dann meistens dabei mit, weil alleine ist es manchmal nicht möglich und dann müssen wir die Pumpe auseinandernehmen und hoffen, dass wir sie dann wieder zum Laufen kriegen, dass sie keinen Schaden bekommen hat dadurch.
Sebastian:
Ich könnte mir vorstellen, du könntest dir was Besseres vorstellen am Sonntagnachmittag.
Marco:
Ich könnte mir was Besseres vorstellen. ich muss aber ehrlich sagen, ich hab einfach Spaß daran. Also, weil es ist immer wieder, egal wo wir hinfahren, jedes Haus, jede Straße, jedes Pumpwerk, jede Anlage ist anders. Also, es ist nie dasselbe und das ist einfach und und auch dieses Gefühl, man hilft Menschen. Man wird nicht immer mit Kusshand begrüßt, aber in den meisten Fällen gibt es doch ein Danke am Ende oder einen Kaffee.
Sebastian:
Das klingt gut. Kaffee hab ich bei euch auch schon bekommen. Christoph, du hast das ja so ein bisschen aus der Überblicksposition im Blick. Vielleicht kannst du mal über die Zahlen sprechen. Also, wir haben jetzt ja schon gehört, ne, was Feuchttücher so alles anrichten. Haben wir irgendwie Zahlen, wie viele Feuchttücher uns eigentlich auch so als HAMBURG WASSER beschäftigen, in so einer großen Metropole.
Christoph:
Ja, wir haben das in in der Statistik erfasst und können das ziemlich genau auswerten, was Verstopfer sind durch feuchtes Toilettenpapier oder eben die die Feuchttücher, Babytücher. Wir können auch sagen, wie viel Pumpen verstopfen durch Fette zum Beispiel. Das ist auch ein großes Problem, dass Menschen ihre ihre Bratpfanne ausspülen. Besser wäre es, sie mit einem Wisch und Weg auszuwischen und das dann in den Restmüll zu tun. Statistisch ist es so, dass wir jeden Tag eine Pumpe auseinanderbauen müssen aufgrund einer Verstopfung durch Babytücher oder feuchtes Toilettenpapier. Also jeden Tag in in Hamburg muss ein ein Mensch rausfahren, seinen Alltag unterbrechen und diese Störung beheben.
Dies ist ein Auszug aus dem Podcast, die ganze Folge gibt's überall, wo es Podcast gibt.