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Arbeiten in einem der wasserärmsten Länder der Welt

In Jordanien unterstützen wir dabei, Wasser effizienter aufzubereiten und Verluste zu reduzieren – eine Partnerschaft, die zeigt, wie Know-how den Unterschied machen kann, wenn Wasser zur knappsten Ressource wird.

Autor des Inhalts: HAMBURG WASSER. Datum der Veröffentlichung:

Amman, ein Sommertag im Juli: Die Sonne steht hoch, das Thermometer zeigt 40 °C. Kein Schatten, kein Fluss, kein See. Trinkwasser ist hier kein selbstverständliches Gut, sondern eine Ressource, die täglich neu organisiert werden muss. Wer in der jordanischen Hauptstadt lebt, kennt die Routinen: die Wassertanks auf den Dächern, die unstetige Wasserversorgung, das sorgsame Haushalten mit jedem Liter.

Jordanien gehört zu den wasserärmsten Ländern der Welt. Der mittlere Jahresniederschlag in Amman liegt bei gerade einmal 187 Millimetern – weniger als ein Viertel dessen, was in Hamburg im Schnitt fällt. In den meisten Monaten regnet es praktisch gar nicht. Mit fatalen Folgen: Pro Kopf stehen nur 61 Kubikmeter erneuerbares Frischwasser pro Jahr zur Verfügung. Die international anerkannte Grenze für Wassermangel liegt bei 500 Kubikmetern.

Über 40 Prozent des Trinkwassers gehen verloren

Die Versorgung ist trotz hoher Anschlussquote – rund 94 % der Bevölkerung haben Zugang zu Leitungswasser – nicht rund um die Uhr gewährleistet. Haushalte werden nach einem Zeitplan rund zwei Mal in der Woche mit Trinkwasser beliefert, das in Tanks auf den Dächern gespeichert wird. Hinzu kommt ein strukturelles Problem: Mehr als die Hälfte des Trinkwassers geht verloren, bevor es die Verbraucher erreicht – vor allem durch Leckagen und illegale Entnahmen im Wassernetz. So belaufen sich die Verluste auf über 40 % des eingespeisten Wassers.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, setzt Jordanien unter anderem auf internationale Kooperationen. Die Miyahuna Water Company ist das größte öffentliche Wasserunternehmen des Landes und hat eine Betreiberpartnerschaft mit HAMBURG WASSER und hanseWasser aus Bremen geschlossen. Ziel ist nicht der Bau neuer Infrastruktur, sondern der Transfer von Know-how.

Weltweit für Wasser

Sauberes Wasser ist für viele Menschen auf der Welt keine Selbstverständlichkeit (Foto: HW International)

In Betreiberpartnerschaften (englisch: Water Operators' Partnerships, kurz WOPs) arbeiten öffentliche Wasserver- und Abwasserentsorgungsunternehmen auf internationaler Ebene partnerschaftlich zusammen. Die WOP in Jordanien ist Teil der Betreiberplattform, die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH mit Unterstützung von German Water Partnership (GWP) und dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) umgesetzt wird. HAMBURG WASSER engagiert sich außerdem in WOPs in Jordanien, Tansania, Südafrika und der Ukraine.

150.000 US-Dollar eingespart

Wie in vielen Ländern im globalen Süden wird Trinkwasser in Jordanien aus Oberflächenwasser gewonnen. Zur Trinkwasseraufbereitung sind dabei verschiedene Aufbereitungschemikalien notwendig. Labortests bei Vor-Ort-Besuchen konnten bei deren Einsatz in Jordanien spürbare Einsparpotenziale aufzeigen: Beispielsweise durch die Änderung der Dosierung eines Flockungshilfsmittels in Jordaniens größtem Wasserwerk mit einer Tagesabgabe von 250.000 Kubikmetern konnten bereits 150.000 US-Dollar pro Jahr eingespart werden.

Betreiberpartnerschaften setzen bewusst auf den Know-how-Transfer und pragmatische Lösungen. Statt milliardenschwerer Investitionen geht es um gezielte Verbesserungen im Betrieb, auf Augenhöhe und lange Sicht. Das sogenannte “Labor-Twinning” von Fachleuten aus Hamburg und Amman besteht daher nicht nur aus jährlichen Besuchen, sondern wird um regelmäßigen Online-Workshops zu aktuellen Herausforderungen ergänzt.

Jede Maßnahme ist ein Schritt in Richtung Stabilität

Jordanien ist ein Beispiel dafür, wie sich Wasserknappheit und Bevölkerungswachstum gegenseitig verstärken. Prognosen zeigen: Ohne Effizienzsteigerungen und neue Quellen wie Meerwasserentsalzung wird die Versorgungslücke weiterwachsen. 

Gleichzeitig gilt: Jede Maßnahme zur Reduktion von Verlusten und zur Verbesserung der Wasseraufbereitung ist ein Schritt in Richtung Stabilität. So kann die Zusammenarbeit einen kleinen Teil dazu beitragen, die Versorgungssicherheit in Jordanien zu erhöhen.

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