Zum Seiteninhalt springen

Hamburgs heißester Tag: So kühlt die Schwammstadt

Wenn das Thermometer wie am 2. Juli die 35 °C erreicht, kann es in der Großstadt ungemütlich und sogar gesundheitlich gefährlich werden. Wo lässt es sich in Hamburg dann aushalten?

Autor des Inhalts: HAMBURG WASSER. Datum der Veröffentlichung:

35,3 °C zeichnet die Messstelle des Deutschen Wetterdienstes am Hamburger Flughafen für Mittwoch, den 2. Juli auf. Extrem heiße Tage nennen Meteorologen dieses Phänomen. Und auch wenn Hamburg nicht die Sahara ist, kann man an solchen Tagen durchaus ein Gefühl dafür bekommen, dass große Hitze nicht viel Leben zulässt – vor allem in den stark versiegelten Bereichen in der Innenstadt oder im Hafen. 

Wo Hitzeinseln liegen, zeigt die Karte der Oberflächentemperaturen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Sie wurde in diesem Jahr für die 50 größten Städte in Deutschland herausgegeben. 

In Hamburg verteilen sich die Hitzeinseln über viele Wohngebiete in der Stadt. Aber auch Industrie- und Gewerbegebiete überhitzen sich stark. Zu sehen ist das zum Beispiel bei Airbus auf dem Landeplatz, an der Schnackenburgallee im Hamburger Westen oder in Billbrook.

Wo lässt es sich im Sommer gut aushalten? Auch auf diese Frage geben die Daten Antwort: Die Alster zum Beispiel ist klar zu erkennen, aber auch der Stadtpark, Jenischpark. Ohlsdorfer Friedhof, das Niendorfer Gehege oder der Altonaer Volkspark sind Orte, die Schutz vor Hitze bieten.

Grafik zum Großklicken (Quelle: Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt)

Für die Karte hat das DLR thermale Aufnahmen von Satelliten ausgewertet. Eingeflossen sind Mittelwerte der mittäglichen Oberflächentemperaturen in den Sommermonaten Juni, Juli und August aus den Jahren 2013 bis 2024 für den Großraum Hamburg. 

Noch detailliertere Analysen zum Stadtklima in Hamburg finden sich in der Stadtklimaanalyse, die von der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) herausgegeben wird.

So entstehen Hitzeinseln – und so lassen sie sich verhindern

Die Oberflächentemperatur ist dabei nicht mit der Lufttemperatur zu verwechseln, die die Messstellen des Deutschen Wetterdienstes aufzeichnen. Sie hängen jedoch eng miteinander zusammen, wobei die Hitzeinseln zeigen, welchen Einfluss die Bebauung auf das Mikroklima im Stadtraum hat. 

Hitzeinseln entstehen, wenn sich die Umgebung besonders stark aufheizt und die Energie der Sonne nicht mehr reflektiert wird. Besonders dunkle Oberflächen wie Asphalt speichern viel Energie, helle Flächen können sie reflektieren, bepflanzte Oberflächen geben durch die Verdunstung von Wasser sogar Energie ab und kühlen ihre Umgebung. 

Symbolgrafik einer Schwammstadt mit Gründächern, Versickerungsflächen, Rückhaltebecken etc.

Hitzeinseln entstehen, wenn sich die Umgebung besonders stark aufheizt und die Energie der Sonne nicht mehr reflektiert wird. Besonders dunkle Oberflächen wie Asphalt speichern viel Energie, helle Flächen können sie reflektieren, bepflanzte Oberflächen geben durch die Verdunstung von Wasser sogar Energie ab und kühlen ihre Umgebung. 

Bei direkter Einstrahlung der Sonne kann sich der Asphalt auf der Straße über 50 °C erhitzen, unter großen Stadtbäumen lässt es sich dagegen auch an heißen Tagen aushalten (Grafik: Pia Bublies)

Prinzipien der Schwammstadt (große Grafik: Tobias Wandres / HW) können helfen. Anstatt vollständig über die Kanalisation abzulaufen, sollen Niederschläge dort gespeichert und gehalten werden, wo sie fallen. Die Stadt der Zukunft soll Wasser aufnehmen wie ein Schwamm. 

Aus Grünanlagen werden so Speicher für Regenwasser, die im Starkregenfall zur Entlastung der Siele beitragen können. Grüne Fassaden, Bäume und Bepflanzungen schaffen Lebensräume, die die Stadt bei Hitze kühlen und im besten Fall an Starkregenereignisse sowie Trockenperioden angepasst sind. Schon seit mehr als zehn Jahren arbeiten wir in der Initiative RISA (RegenInfraStrukturAnpassung) gemeinsam mit der BUKEA daran, Hamburg zur Schwammstadt zu entwickeln.

Lösungspartner der Stadt

Als Abwasserentsorger haben wir dabei vor allem stark versiegelte Bereiche im Blick, durch die unsere Infrastruktur bei Regenwetter besonders belastet wird. Deshalb sind wir z.B. beim Straßenbau nicht nur für die unterirdischen Anlagen bei der Planung beteiligt, sondern arbeiten auch an Lösungen mit, die an der Oberfläche entstehen können. Wir widmen uns unter anderem Fragestellungen zu den jeweiligen hydraulischen Gegebenheiten oder wo das Sielnetz sinnvoll durch Regenableitung in blau-grüne Infrastruktur entlastet werden kann. 

Als Lösungspartner der Stadt zeigen wir bei städtischen Planungen konkrete Maßnahmen auf, wie wir den urbanen Wasserkreislauf verbessern und gleichzeitig unsere Infrastruktur entlasten können. Solche Empfehlungen fließen beispielsweise in Vorzeigeprojekte wie den Umbau der Louise-Schröder-Straße im Bezirk Altona mit ein. 

Eine Straße der Zukunft

Auf einem Streckenabschnitt zwischen Virchowstraße und Holstenstraße wurde eine Fläche von 3.700 Quadratmetern entsiegelt. Wo vorher Beton lag, sind ökologisch hochwertige Grünflächen entstanden. Als leichte Mulden angelegt, dienen sie zusätzlich als Regenwasserspeicher und unterstützen unsere bereits ausgelastete Infrastruktur im Starkregenfall. Die großflächig neu angelegten Geh- und Radwege entwässern an den Stellen, wo dies möglich ist, nicht mehr in die Kanalisation, sondern in die angrenzenden Grünflächen. 

Damit Regenwasser langsam versickert und für die Pflanzen verfügbar bleibt, wurden wasserspeicherungsfähige Substrate eingebaut. Positiver Nebeneffekt der Grünflächen: Die Verdunstung wirkt sich im Sommer kühlend auf das Mikroklima aus. Für den angenehmen Aufenthalt an heißen Tagen wurden unter anderem 71 Schattenspender gepflanzt: neue Bäume mit großen Kronen.

Weitere Artikel zum Thema

Bodenfeuchte: 22 Tage Trockenstress

Verzögerter Effekt: Trockenes Frühjahr macht sich erst im Mai als Trockenstress für Pflanzen im Boden bemerkbar.

Artikel lesen

Kostenfreie Veranstaltung: Mach dein Grundstück regenfit!

Starkregenvorsorge, Fördergeldberatung, Praxisbeispiele und vieles mehr: Zur Hamburger Sustainability Week eröffnen wir gemeinsam mit der Umweltbehörde einen "Raum für Regen" in der Hamburger Kunsthalle. Los geht's am 5. Juni um 18 Uhr.

Artikel lesen

Start der Hamburg Sustainability Conference

Die Hamburg Sustainability Conference ist gestartet. Am 7. und 8. Oktober kommen internationale Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus mehr als 100 Ländern in Hamburg zusammen, um die Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen zu beschleunigen. HAMBURG WASSER bringt seine Erfahrungen im Wassersektor ein.

Artikel lesen